Was ich am Selfpublishing mag

Es ist nun über ein Jahr her, dass ich beschlossen habe, ins Selfpublishing zu gehen. Mich immer und immer wieder an Verlage zu wenden, Kurzgeschichten und Romane einzureichen und zu hoffen, irgendwann angenommen zu werden, kann sehr frustrierend, sehr zeitintensiv und energieraubend sein. Aber es gibt auch andere Wege, die aus meiner Sicht deutlich weniger Frust und Druck verursachen. Das war für mich nun das Selfpublishing.

Kein Druck, kein Warten 

Ihr kennt das doch auch: Ihr reicht ein Manuskript bei einem Verlag ein, weil es eine passende Ausschreibung gab oder das Profil des Verlags zu euch passt. Und dann wartet ihr. Und wartet. Und wartet.

Während ihr wartet, dürfte es beim Verlag in etwa so ablaufen: Der eine Verlagsmitarbeitende, in dessen Aufgabenbereich das Genre fällt, hat für die wenigen offenen Plätze im Verlagsprogramm oder bei der Ausschreibung erst einmal unglaublich viele Pitches und Exposés auf dem Tisch. Eine Menge werden gleich aussortiert. Die meisten davon passen gar nicht zum Genre oder Thema, einige sind einfach Schrott von überheblichen oder naiven Menschen, die das Handwerk (noch) nicht beherrschen und kein bisschen Zeit in etwas Überarbeitung gesteckt haben.
Auch der Verlagsmitarbeitende steht unter Zeit- und Entscheidungsdruck und muss seine Termine einhalten. Der Mensch muss einschätzen, was sich auch verkauft, was Potential hat und was eine Chance gebrauchen könnte.
Als Autorin habe ich entsprechend lange Wartezeiten, bis der Verlagsmitarbeitende endlich einen Blick auf meinen Text werfen konnte. Dass da auch keine Zeit bleibt, den abgelehnten Schreibenden eine ausführliche Beurteilung mit Absagen zu schenken, verstehe ich völlig.

Auf der anderen Seite sitze ich da und warte. Die schlimmste Zeit ist immer die, die ich als „unbestimmte Wartezeit“ einstufen muss. Die Zeit, in der ich nicht mehr sinnvoll an dem Projekt weiterarbeiten kann, weil andere Menschen erst einmal darüber entscheiden müssen. Und ich weiß, ich warte höchstwahrscheinlich auf eine Antwort, die mir nicht begründet, warum ich abgelehnt wurde. Ich warte auf eine Standardansage, denn die ist am einfachsten und geht am schnellsten von der Verlagsseite aus. Ich bin danach aber nicht schlauer als vorher. Ich weiß nicht, was ich ändern kann, um beim nächsten Versuch vielleicht eine passende Geschichte schreiben zu können.

Im Selfpublishing warte ich nicht auf unbestimmte Antworten. Ich kann alles selbst organisieren und kann mit konkreten Zeitangaben arbeiten. Fremdbestimmt dabei sind nur Testlesende, Lektorat und Korrektorat. Dabei weiß ich aber, ich bekomme eine Rückmeldung, mit der ich arbeiten kann. Der größte Teil des Zeitmanagements liegt also ohnehin bei mir selbst – und das nimmt den Zeitdruck.
Den kann ich derzeit ohnehin nicht gebrauchen, denn die Zeit, die ich in mein Schreiben investieren kann, wird immer rarer.

Kreativität und Fähigkeiten

Neben meinem eigenen Tempo sind mir noch zwei weitere Dinge wichtig: meine Kreativität und das, was ich dabei lerne. Denn alles, was ich schreibe, ist mit einem Lernprozess verbunden. Ich widme mich Themen, die mir am Herzen liegen, und das sind am Ende die Geschichten, die ich nicht aus dem Ärmel schütteln kann. Das sind aber auch die Geschichten, die ich bei Ausschreibungen ins Rennen schicke. Nur schaffe ich oft die Deadlines gar nicht.
Trotzdem beende ich die Stories, denn in ihnen steckt viel Arbeit und etwas, das ich der Welt sagen möchte.

Ein klarer Vorteil am Selfpublishing ist also: Ich kann die Geschichten, die mir am Herzen liegen, veröffentlichen. Völlig unabhängig davon, ob ich die Deadline verpasst habe oder ob sie abgelehnt wurden. Und nein, das heißt nicht, dass ich alles veröffentliche, was ich schreibe. Viele meiner Projekte laufen einfach ins Leere, lohnen sich nicht mehr oder werden durch meine eigene Weiterentwicklung so arbeitsintensiv, dass ich einfach nicht daran weiterarbeiten kann, solange ich keine hauptberufliche Autorin werde. Bei manchen Themen habe ich während des Schreibens zudem das Gefühl, sie nicht richtig umsetzen zu können.

Wichtig ist mir auch: Ich kann die Wahl meiner Themen selbst treffen. Ich mochte es schon immer, wenn Geschichten zum Nachdenken anregen, und das ist es, was ich schaffen will. Und da ich in meiner Themenwahl wohl ohnehin eher in einer Nische unterwegs bin und dank meiner Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten anders mit Sprache umgehe, treffe ich wohl eher nicht den Allgemeingeschmack.

Und noch etwas fällt unter die Kreativitätsgedanken: Ich kann meine Cover selbst gestalten und meine künstlerischen Ambitionen auch dabei endlich etwas ausleben.

Das alles funktioniert aber nur, weil ich damit am Ende kein Geld verdienen muss. Ich schreibe gerne und möchte gelesen werden. Mein finanzielles Ziel ist einzig, dass sich das Schreiben am Ende selbst finanziert.
Diesen Luxus haben nicht alle Schreibenden.

Was ich nicht mag: Das Problem mit der Werbung

Der eigentliche Grund, warum ich vorher immer in einen Verlag wollte, statt es selbst zu versuchen, war die Werbung. Ich stelle mich nicht gerne hin und sage: „Hey, schaut her! Ich habe etwas geschrieben, das euch gefallen wird!“ Entsprechend habe ich nach „leisen“ Methoden gesucht und bin an manchen Stellen allein wegen der fehlenden Bezahlmethoden gescheitert. Um eine der Buchhandlungen in der Nähe anzusprechen, fehlen mir noch die Printausgaben, und meine Erfahrungen beim Vorlesen sagen mir, dass ich sicherlich an keiner Lesung teilnehmen werde.

Das mit der Werbung ist also etwas, das mir beim Selfpublishing nicht gefällt. Aber daran kann ich arbeiten.

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