Mir fehlt der Witz

Streetart auf einem Stromkasten: Ein lachender Smiley mit Herzaugen und ein lächelnder Smiley.

Schon seit ich denken kann, liebe ich Geschichten, die mit einer gewissen (Selbst)Ironie einherkommen. Das fing mit spitzfindigen Gedichten in meiner Kindheit an, zog sich durch meine Lieblingsserie als Teenie, weitere sich in Terry Pratchett-Romane aus und endet an dem Punkt, an dem ich mich „Möchtegernautorin“ nannte. Ja, ich liebe Satire und humoristische Fantasy.
Aber Humor ist ein sehr vielfältiges, fragiles und eigenwilliges Ding – an dem ich bisher schriftstellerisch gescheitert bin.

Amüsant und leicht in der Fantasy …

Ich bin immer wieder beeindruckt, wie Menschen es schaffen, Humor und einen eingängigen Schreibstil zu vereinen und damit gute fantastische Texte zu produzieren, die darüber hinaus auch noch eine deutliche Kritik äußern, ohne dabei (meiner Meinung nach) beleidigend zu sein. Marc-Uwe Kling ist ein gutes Beispiel dafür. Kennengelernt habe ich ihn durch seine Känguru-Chroniken. Aber ich habe schnell festgestellt, das auch seine Kinderbücher es wert sind, (vor)gelesen zu werden. Das ist Satire, wie ich sie mag.
Wer sich nun wundert, weswegen ich von Fantasy spreche und Marc-Uwe Kling als Beispiel wähle, der darf sich gerne „Qualityland“ zu Gemüte führen. Die Reihe würde ich schon unter Fantastik einordnen – wobei es ja auch nicht ganz realistisch ist, mit einem Känguru zusammenzuleben.

(Anmerkung:
Sagt die, die mit einem Känguru aufgewachsen ist, das noch immer in ihrem Schrank sitzt.)

Es gibt aber auch andere humoristische Varianten, zum Beispiel unterschwellige Kritik in zynischen Kommentaren und Gedankengängen. Dabei bringen die Schreibenden Humor und Spannung gleichermaßen zum Ausdruck und arbeiten auf einer weniger offensichtlichen Ebene, regen aber trotzdem zum Denken an.

Die unterschwellige Kritik findet sich oft auch in der Funtasy. Ein Paradebeispiel dafür ist sicherlich Terry Pratchett. Aber es gibt auch noch ernstere Schienen in anderen Fantasy-Subgenres, die im Gegensatz zur Funtasy mit unterschwelligem Humor daherkommen. Diese Art von Humor ist mir zum Beispiel bei Jim C. Hines begegnet. Der Hauptcharakter der „Libromancer“-Reihe ist nerdig und durchaus kritisch, muss sich aber trotzdem bei unangebrachtem Verhalten spitzfindige Kommentare gefallen lassen – und teilt sie auch selbst aus.

Humor braucht Feinfühligkeit

Noch eine Sache bei humoristischen Texten ist der schmale Grat zwischen Humor und Beleidigung. Mittlerweile habe ich in meinem Leben gelernt, dass nicht jede direkte Beleidigung als solche gemeint ist, aber so manche unterschwellige Spitze sehr beleidigend sein kann. Die Grenze ist von Mensch zu Mensch verschieden. Was der eine Mensch mit einem amüsierten Augenverdrehen abtut, verletzt den anderen. Und so manche Stichelei ist tatsächlich beleidigend gemeint.

Und ja, das gilt auch für Fantasy-Texte. Auch dort gibt es Figuren, die sich anderen gegenüber despektierlich verhalten. Und sobald ein Charakter fragwürdige Kommentare von sich gibt, die nicht irgendwo anders im Text reflektiert werden, wird es in meinen Augen kritisch.

Neben der Kunst des Humors an sich braucht es also auch viel Feingefühl. Denn es gibt einen Unterschied zwischen Selbstironie und Ironie gegenüber anderen.

Und wo stehe ich?

Eine Kombination aus sensiblem Humor und kritischen Inhalten wäre das, was ich für mich anstreben würde. Aber genau das ist es, was mit nicht gelingen will. In dem Moment, in dem ich anfange Kritik in meine Geschichten einzubringen, werden sie schwer. Diese Geschichten drücken aus, womit mein Gehirn sich beschäftigt und was mir auf der Seele brennt. Da scheint kein Raum für amüsante Einwürfe oder Beschreibungen. Versuche ich sie doch einzubringen, wirken sie schräg und fehl am Platz.

Vielleicht bin ich zu feinfühlig, denn überhaupt der Gedanke, jemanden zu beleidigen, behagt mir nicht – auch nicht humoristisch. Vielleicht haben meine Geschichten auch einfach zu viel Tiefgang, um mir einen passenden leichten Schteibstil zu ermöglichen. Vielleicht bin ich selbst aber auch noch nicht zynisch genug.
Aber vielleicht werde ich das auch alles noch lernen. Ich bin ja nicht umsonst Möchtegernautorin, denn am Schreiben lernt man nie aus.

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