5-Minuten-Abstecher: Angehende Wächter (Sananka / Florin)

„Sananka!“, erklang es hinter ihr aus der Dunkelheit der Straßen. Einen kurzen Moment überlegte sie, einfach weiterzugehen und so zu tun, als hätte sie nichts gehört. Doch sie kannte die Stimme, leider. Unwirsch wandte sie sich um.
„Na endlich“, gab die Gestalt von sich, als wie erwartet Florins vor ihr aus der Dunkelheit trat. Sie sah in ein lächelndes Gesicht mit wachen Augen und dunklen Sommersprossen um die Nase, das sie um einen halben Kopf überragte. Schon immer hatte sie sich gefragt, wo Florin diese gedankenlose gute Laune hernahm. Ihr schien nie bewusst geworden zu sein, dass die Wächter Menschen wie Spielfiguren einsetzten.
Nervös lachte Florin und zog ein Notizbuch aus ihrer Umhängetasche. „Ich habe erst andere Optionen geprüft. Alena sagte deutlich, ich solle dich nicht behelligen.“
„Und trotzdem belästigst du mich gerade.“ Sanankas Stimme spiegelte die nicht vorhandene Begeisterung wider. „Was denkst du dir eigentlich dabei?“
Florin sah von ihrem Büchlein auf und lächelte entschuldigend, ehe sie unsicher Schultern und Hände hob. „Du hast doch so viel Erfahrung, also dachte ich …“
„Was? Dass ich dir bei was auch immer helfe?“, fuhr Sananka sie an und verschränkte die Arme. „Es gibt einen guten Grund, dass Alena dir sagte, du sollst mich da rauslassen, Florin.“
Jetzt wurde Florins Blick schuldbewusst. „Ja, ich weiß. Verzeihung!“ Doch die Entschuldigung konnte nicht ernst gemeint sein, denn gleich darauf wurde Florins Ton rechtfertigend. „Aber das ist das erste Mal, dass ich Zeitreisen darf und einen Wächter bei einem Auftrag unterstützen darf und du hast so etwas schon oft gemacht. Und Alena hat gesagt, dass du deine Meinung vielleicht ja doch ändern könntest.“
„Nein“, entgegnete Sananka scharf. „Und ich werde dir nicht bei deinem Auftrag helfen.“
„Aber du warst in so vielen möglichen Szenarien eine wichtige Variable“, beharrte Florin und sah sie bittend an. Sie legte sogar flehend die Handflächen aneinander.
Sananka starrte sie an und biss die Zähne zusammen. „Dass Alena ausgerechnet dich auf mich losgelassen hat“, brummte sie und verschränkte die Arme. Aber Alena wusste, dass Sananka sich in dieser Stadt auskannte – und sie wusste, dass es Sananka grundsätzlich das gleiche Ziel verfolgte: Andere zu schützen. Nur über die Methoden war sie sich mit Alena niemals einig.
„Biiitte!“
Seufzend ließ Sananka die Arme sinken. „Na schön. Sag mir, was erledigt werden soll, und ich werde dir sagen, an wen du dich statt mir wenden kannst.“

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