Zu Asche (Baienvy)

Der Garten war zerstört. All die gehegten und gepflegten Rosenbüsche waren entfernt; herausgerissen. Hinterlassen hatten sie nur tiefe Erdlöcher zwischen den Kieswegen und Rasenflächen. Andere Blumen hatte es hier nie gegeben. Nun war der Garten bis auf ein paar Bäume kahl – und den brennenden Haufen Rosenholzes in der Mitte, dessen Rauchfahnen gen Himmel stieg.
„Der Junge hat sich an einer Rose in den Finger gestochen“, wisperten die Bediensteten. „Deswegen mussten sie verschwinden.“
„Liebt sie den Jungen doch mehr als ihre Rosen?“, stellten einige Fragen.
„Jetzt hat sie ganz den Verstand verloren“, behaupteten andere.
Doch Baienvy stand nur regungslos auf dem Balkon und beobachtete, wie die Rosen, die sie so lange gehegt und gepflegt hatte zu Asche verbrannten. Sollten sie doch reden, ihre Motivation würde niemand verstehen. Die Rosen waren ihr einmal wichtig. Doch jetzt gab es anderes, Wichtigeres. Sie war Herzogin. Und sie war Mutter. Der Garten würde neu entstehen. Ihr Sohn würde ihn so gestalten, wie er es haben wollte. Es war sein geheimer Wunsch gewesen; einer, den er ihr nie anvertraut hatte. Sie hatte es dennoch erfahren. Sie brauchte ihre Rosen nicht mehr. Ihr Fokus konnte sich jetzt auf andere Dinge richten; auf die Menschen, für die sie verantwortlich war.

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