Schreibübung: A bis Z Geschichte

Eigentlich war diese Übung mehr als Konzentrationsübung für meinen Sohn gedacht. Doch gestern Abend kam mir der Gedanke: weswegen nicht auch einmal selbst eine A-bis-Z-Geschichte schreiben?

Das Prinzip ist ganz einfach: Schreibe einen Text, dessen erster Satz mit A beginn, der zweite mit B und so weiter.

Einmal davon abgesehen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wo das Thema Schuhe herkam, bin ich doch erstaunt, wie vielfältig so ein Satzanfang sein kann 🙂 Das war mir glatt entfallen.

Alles begann vor dem großen Herbstball. Beim Umziehen stieß ich auf ein Kleid, dass nicht meines war. Chic, dachte ich, und probierte es prompt an. Das Kleid passte perfekt! Es hatte die Farbe eines reifen Apfels, gespickt mit goldenen Knöpfen. Für das Kleid fehlten nur die passenden Schuhe. Genau diese Schuhe in meinem schillernden Rot hatte ich an eine Freundin verliehen. Hatte ich nicht noch ein paar in einem dezenten Grauton? Ich machte mir so viele Gedanken um die Schuhe, dass ich völlig vergaß, dass der Ball bald anfangen würde. Ja, ich durchwühlte meine ganzen Habseligkeiten, doch ich fand kein passendes Paar. Konnte es sein, dass ich kein Paar in meinem Fundus hatte, mit dem ich dieses wundervolle Kleid tragen konnte? Ließen sich nicht vielleicht wo anders welche finden? Mit einem Affentempo rannte ich aus meinem Zimmer in den Keller und durchwühlte die Altkleider meiner Schwestern. Nein, auch hier fand ich keine Schuhe. Ob ich mir die Schuhe von meiner Freundin so schnell wieder holen konnte? Plötzlich rannte ich aus dem Haus, die Straße hinunter zum Haus meiner Freundin, ganz ohne Schuhe und ohne mir bewusst zu sein, was ich tat. Querfeldein lief ich über eine Wiese und fühlte das erste Mal in meinem Leben das Gras meinen Füßen schmeicheln. Rabenschwarz waren meine Füße, als ich bei meiner Freundin ankam. Sobald ich vor der Tür stand, wagte ich jedoch nicht mehr zu klopfen um meine Schuhe einzufordern und ging unverrichteter Dinge nach Hause.
Tagelang nach diesem Ereignis, dachte ich nur an das weiche Gras unter meinen Füßen. Und ich beschloss, dieses Gefühl nicht mehr zu missen. Von diesem Augenblick an, war es entschieden und ich trug nie wieder Schuhe. Weder schräge Blicke noch Kritik konnten mich davon abhalten, meinen Willen durch zu setzten. X-Mal schmetterte ich die Bedenken meiner Schwestern ab. Yara warf mich aus dem Haus, doch meine Entscheidung blieb. Zuletzt entschied ich, tief im Wald zu leben, ohne Bälle und ohne Schuhe.

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