„Das ist wie, als würdest du das erste Mal in deinem Leben in eine Maharte beißen.“
„Eine Maharte?“ Jona versuchte Hannahs Ausführung zu verstehen, die er mit einer Ausladenden Geste unterstrich. Doch es gelang ihm nicht.
Hannah runzelte die Stirn. „Die Maharte ist eine Frucht, eine sehr seltene Frucht. Süß wie Honig und bitter wie Aghwurz zugleich. Aber wenn du einmal davon gekostet hast, ist dein Köper so erfrischt, du könntest einen Hargz besiegen!“
Hannah musste bemerkt haben, dass Jonathans Gesicht immer länger wurde, je weniger er mit den Begriffen, die er gebrauchte etwas anfangen konnte.
„Ein Echse, das ist ein Hargz“, warf Ahjen ein. Es sah nicht auf, sondern schnitzte weiter kleine Verzierungen in ein Holzteil; ein Flügel, wie Jona feststellte.
„Also so etwas, wie ein Krokodil?“, fragte Jona.
Hannah schüttelte den Kopf und Ahjen schielte grinsend zu Jona hin. „Nein, eher so etwas wie eure Dinosaurier.“
„Dinosaurier?!“
„Ja, so heißen doch eure Drachen.“ Ahjen legte Messer und Holz beiseite und wandte sich ihnen zu. „Nicht ganz so groß, aber mit messerscharfen Zähnen und langen Klauen, mit denen sie die Menschen fressen können.“ Seine Hände ruhten auf seinen Knien und spiegelten seine unbeeindruckte Stimme wieder. „Nur Feuerspeien können sie nicht.“
Jona lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Es gibt solche Echsen bei euch?“, wandte er sich an Hannah. Dieser nickte und sah an Jonathan vorbei zu Ahjen. „Du bist noch nie einem begegnet, habe ich recht?“, fragte er diesen und plötzlich grinste er breit. „Wir reiten auf ihnen. Einen Hargz zu besiegen bedeutet, schnell und ausdauernd zu laufen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, ohne innehalten zu müssen.“
Ahjens Gesichtsausdruck war unvergleichlich; ertappt und beschämt zugleich. Doch dann lachte Hannah los. „Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen! Jona, du hast alle Farbe verloren, wie unser Öhrchen! Und du, Ahjen, du bist aufgeglüht, wie Lilas Flügel!“
Jona und Ahjen wechselten einen Blick. Jonathan musste grinsen und fuhr sich peinlich berührt durch die Haare, während Hannah sich neben ihm vor Lachen den Bach hielt. Ahjen schien das nicht so lustig zu finden.
„So steht es in unseren Aufzeichnungen“, sagte Ahjen mit steinernem Gesichtsausdruck.
„Dann sind eure Aufzeichnungen falsch!“, beharrte Hannah.
Jona stupste den dunkelhäutigen Jungen neben sich an. „Hannah, du solltest aufhören.“
Ahjen stand nun vor ihnen, mit zusammengekniffenem Mund und im ganzen Körper angespannt. „Es sind nicht alle von uns so darauf vorbereitet worden, wie du!“
„Nein, aber lesen kannst auch du, Öhrchen!“ Hannah wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln und beruhigte sich nur langsam. Das war Ahjen jedoch nicht genug: er hob beide Hände und murmelte etwas. In einer fließenden Bewegung rieb er die Handflächen aneinander und wischte sich mit den Fingerspitzen über den Mund. Im nächsten Moment funkelte etwas orange in Ahjens Augen und war Hannah still. Nicht, weil er aufgehört hätte, zu lachen. Er lachte noch immer, doch man hörte nichts mehr. Als Hannah das begriff, wurde er zuerst bleich, dann bewegte sich sein Mund. Sein Gesicht bezeugte, er war wütend, doch Ahjen grinste nun. „Wenn du so viel bereits weißt, wirst du auch wissen, wie der Zauber zu lösen ist.“
