NaNo-Vorbereitung: Charakterstudien 1

Ein-Hauch-von-Lila
Klein, nett und verspielt, so war eine Fee; zumindest stellte sich Jonathan so eine Fee vor. Lila aber war ganz anders. Sie war fast einen ganzen Kopf größer als er, arrogant und ernst. Ihr verkniffener Mund sorgte dafür, dass ihre Mundwinkel stätig nach unten zeigten. Jona seufzte. Sie erinnerte ihn an ein Mädchen aus seiner Klasse. Sie wollte immer sie Beste sein. So jemand war kein umgänglich Partner. Und jetzt musste er sie ertragen, ausgerechnet in der Zauberlektion; er, der noch nie mit echter Zauberei zu tun gehabt hatte und erst alles lernen musste mit ihr, die bereits alles über Magie zu wissen und mit ihr umgehen zu können schien.

Ausbilder
Skji und Mortimer waren sich einmal mehr uneinig. Sie stritten über irgendetwas, Jona konnte nicht sagen, was. Bisher hatte er nur etwas von Briefen und Ameisen aufgeschnappt. Das war wenig hilfreich, wenn man versuchte einen Zusammenhang zu finden. Aber er hatte oft den Eindruck, die beiden stritten um des Streitens willen.
„Mo, ich sage dir, du hast unrecht!“, grollte Skji, ballte die Hände zu Fäusten und starrte Mortimer herausfordernd an. Die kleine Frau stand aufrecht, wie eine Eins, Strähnen ihrer grauen Haare ragten zu allen Seiten aus dem Knoten in ihrem Nacken und schienen die Funken zu verkörpern, die aus ihren Augen sprühen wollten. Ihr gegenüber verdrehte Mortimer die Augen. Dürr und krumm, wie er war, schien er ihr wenig entgegenzusetzten zu haben. Dennoch erwiderte er ihren Blick ungerührt. „Skji, die Briefe können Jahrtausend lag dort gelegen haben. Wir sind im Haus ohne Zeit, hier verderben keine Lebensmittel und hier verblasst auch keine Tinte.“
„Das stimmt nicht“, hielt Skji dagegen und hob bedeutend einen Finger an. „Auch hier vergeht die Zeit, nur ungleich langsamer! Diese Briefe können noch keine Jahrtausende hier gelegen haben.“
„Meinetwegen Jahrhunderte.“ Mortimer zwinkerte. „Was ich sagen will: du kannst nicht sicher sein, das die Ameisenplage jetzt stattfindet.“
„Oh doch“, sagte Skji bestimmt, schnappte sich Mortimers Hand und zog ihn davon, an Jonathan vorbei. „Wir werden nachsehen, mein Lieber!“
Mortimer fügte sich und warf Jona einen entschuldigenden Blick zu. „Ich komme später zu dir, Junge“, versprach er, dann war er um die nächste Ecke verschwunden.

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