Malein der Toten 7

So schön es im Urlaub auch ist, irgendwann muss man wieder nach Hause. Morgen werde ich also eine offiziellen schreibfreien Tag einlegen, und statt zu schreiben voraussichtlich meine Kinder auf der langen Zugfahrt bespaßen.
Mit etwas Glück sind die Laptop- und WLAN-Zustände zuhause auch endlich geregelt.

„Edi?“ Jose lief mit einem Stapel Briefe in der Hand durch das Haus, auf der Suche nach seiner Verlobten.
„Hier, Liebling“, drang es aus ihrem Arbeitszimmer zu ihm. Er eilte den Flur entlang und trat durch die offene Tür. Editha saß an ihrem Schreibtisch und studierte einige Papiere. Als er eintrat sah sie ihn über ihre Lesebrille hinweg an. „Du siehst besorgte aus“, stellte sie fest und Jose seufzte. „Edi, hast du etwas von Eske gehört?“
Editha schüttelte den Kopf, nahm ihre Brille von der Nase und legte sie neben sich auf den Tisch. „Nein. Sie scheint sich bei den Saalkenboems sehr wohl zu fühlen.“ Ihr Naserümpfen sagte ihm, sie nahm es der Malerin übel, dass sie sich noch nicht gemeldet hatte. „Weswegen?“
„Ich war gerade in ihrer Pension“, erklärte Jose und hielt ihr die Briefe demonstrativ hin. „Mamsell Faunhauf gab mir ihre Post und sagte mir verärgert – mir! – ich solle dem werte Fräulein Lammfeld ausrichten, sie solle binnen zweier Tage ihr Hab und Gut abholen und die fehlende Miete zahlen.“ Das Gezeter der wütenden Alten hatte er noch immer in den Ohren, das sich dieses Mal auch mit all seinem Charme nicht hatte besänftigen lassen. „Sie sehe es nicht ein, ein Zimmer an jemanden zu vermieten, der nicht anwesend ist und nicht im Voraus bezahlt.“
„Das ist ihr gutes Recht. Ebenso, wie ihre Habseligkeiten einzubehalten, um die fehlende Miete auszugleichen.“
Jose verdrehte die Augen. „Natürlich ist es das! Darauf wollte ich nicht hinaus!“
Editha erhob sich, nahm ihm die Briefe aus der Hand und gab ihm einen Kuss. Joses Aufregung schmolz unter ihrer sanften Berührung dahin. Wie schaffte es diese Frau nur, ihn mit einem simplen Kuss wieder auf den Boden zu holen? „Also?“, fragte sie und lächelte schelmisch.
„Ähh“ Jose brauchte einen Augenblick, um den Faden wieder zu finden.
„Eske“, half sie ihm aus.
„Ja, Eske war immer sehr gewissenhaft. Nicht nur, dass sie sich nicht bei uns meldet, sie hätte niemals vergessen jemanden mit dem Geld für ihr Zimmer zu schicken. Irgendetwas ist nicht in Ordnung, Edi.“
„Dir ist das sehr ernst, nicht?“ Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn. Dann nickte sie und nahm ihm die Briefe aus der Hand. „Dann werden wir sie besuchen fahren. Gleich morgen, schließlich könnte in ihrer Post etwas wichtiges sein, das keinen Aufschub duldet.“ Bevor Jose den Mund öffnen konnte und die Bitte äußern, nickte Editha und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Und wir werden ihre Miete bezahlen und ihre Sachen abholen lassen. Ich habe Ihr nicht umsonst bereits oft unser Gästezimmer angeboten.“

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