Malerin der Toten 1

1. Das leider sehr von Wetter abhängige WLAN macht das Posten noch schwierig, als es durch die langsam Anbindung ohnehin bereits ist – auch wenn das Schreiben derzeit so gut klappt, wie schon seit Monaten nicht mehr 🙂
2. Es folgt in den nächsten Tagen eine spontane Geschichte zur Ausführung der einen Zombie-Szene, die ich mitsamt Eske vor einiger Zeit im Kopf hatte. Sehr überzogener Arbeitstitel: Malerin der Toten.

„Ihr seid Künstlerin?“
Eske nickte und bemerkte gleich darauf, dass sie heftige Kopfbewegungen unterlassen sollte. Der Wein war ihr bereits zu Kopf gestiegen. Also lächelte sie ihr Gegenüber schief an. Er war nett. Nicht nur das, er war attraktiv und hatte ein wunderbar charmantes Lächeln.
„Und welche Art von Kunstwerken macht Ihr?“, wollte er wissen.
„Oh, ich male“, antwortete sie. Ihre Zunge gehorchte ihr nur noch in Maßen. „Ich bin Malerin“, wiederholte sie und lehnte sich auf den Tisch um sich sein Gesicht anzusehen. „Euch würde ich gerne malen. Ihr habt ein sehr feines Gesicht.“ Sie hielt inne und dachte nach, während er verhalten Lächelte. Eigentlich hatte sie ihm ein Kompliment machen wollen. Offensichtlich war es danebengegangen. „Ich meine: Euer Gesicht ist sehr … fein geschnitten. Flilligr … Flilli … Flillilgarn …“
„Filigran?“, half er ihr aus.
Eske hielt sich die Hand vor den Mund. Sie spürte, wie sie rot wurde und musste kichern. „Ja, ja, das habe ich gemeint.“
Als er nur nickte, kicherte sie wieder. Sie führte sich auf, wie ein kleines, albernes Mädchen, nicht wie eine erwachsene Frau. „Ich glaube, ich bin betrunken.“
Er nickte erneut. „Ja, das glaube ich auch.“
Einen Augenblick blieb es still und Eske verlor sich fast in seinen Augen. Sie waren eigentümlich, graugrün und seltsam groß für einen Mann. „Ihr seid kein Elf, oder?“
Erst, als er lachte, wurde ihr bewusst, sie hatte die Frage laut gestellt. „Nein, ich bin kein Elf. Aber manch einer behauptet, meine Urgroßmutter sei eine Elfe gewesen.“
Eske wollte etwas sagen, doch alle Worte blieben ihr im Halse stecken, als er erneut lächelte. Sie hatte sogar ein Kribbeln im Bauch. Das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Wie lange saß sie nun mit ihm hier? Lange konnte es nicht gewesen sein. Sie hatte in seiner Gegenwart erst zwei Gläser Wein geleert und sich zu Anfang gut mit ihm unterhalten – bis sich ihre Gedanken nur noch überworfen und ihre Zunge immer schwerer wurde. Er war klug, gebildet und ungemein anziehend. Ob er das von ihr auch dachte?
„Ich muss gehen.“ Völlig unvermittelt brach er den Blickkontakt und erhob sich. „Eure Getränke übernehme ich, Ihr müsst Euch nicht bemühen.“
Völlig verdutzt sprang Eske auf und strauchelte. Er hielt sie fest, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sein Lächeln war verschwunden. „Was, äh, ich verstehe das nicht“, stammelte Eske. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein.“ Die Antwort kam so unverzögert, dass sie ihm glaubte. Nicht zuletzt, weil er sich zu ihr hinunter beugte, dass sie im ersten Moment glaubte, er wolle sie küssen. Stattdessen flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich mag dich, deswegen rate ich dir: Solltest du jemals eine Einladung des Barons von Saalkenboem erhalten, schlage sie aus.“
Eske ließ sich darauf wieder auf ihren Stuhl sinken und sah ihm verdattert zu, wie er bezahlte und die Schenke verließ. Das Kribbeln in ihrem Magen ballte sich zu einem bitteren Klumpen. Er hatte ihr gerade einen Korb gegeben.

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