Als Lailah den niedrigen Raum betritt, hat Sankana es sich bereits in einem der Sessel bequem gemacht; gemütlich zurückgelehnt, die Beine von sich gestreckt und die Hände auf dem Bauch gefaltet wartete sie ab. Als die Tür ging, setzt sie sich auf – und seufzt bei Lailahs Anblick. „Oh, hey Lailah“, grüßt sie die junge Frau und steht gleichzeitig ganz auf.
Lailah bleibt stocksteif stehen, ihr Blick verfinstert sich. „Was hat sie hier verloren?“
Halb genervt, halb beleidigt lässt Sananka sich wieder in den Sessel fallen. „Jetzt geht das wieder los“, murrt sie. Dann hebt sie die Stimme, damit auch Lailah sie versteht. „Reg dich ab! Ich habe auch nicht darum gebeten, ausgerechnet mit dir befragt zu werden, aber sie will es nun mal so.“ Mit einer fahrigen Geste deutet sie auf mich, die Interviewende.
Lange bleibt Lailah stehen, wo sie war, die Lippen zusammengepresst. „Na fein“, sie atmet tief durch und setzt sich neben Sananka auf den zweiten Sessel, „aber nur weil’s um die Geschichte geht. Sonst will ich mit der Verräterin da nichts mehr zu tun haben!“ Entschieden sieht sie mich an. Ich nicke zustimmend, Sananka verdreht die Augen und verschränkt schmollend die Arme.
1. Beschreibt Alenas Äußeres
„Oh, Alena sieht gut aus!“, beantwortet Sananka die Frage prompt und grinst. „Sie weiß, welche Kleidung gut zu ihr passt und welche Farben. Sie sieht sogar in Reisekleidung elegant aus.“ Abwägend wiegt sie den Kopf hin und her. „Naja, sie hilft da wohl mit etwas Magie nach, sonst wäre ihre bevorzugte Farbe sicher nicht weiß, aber was soll’s.“
Als Lailah an der Reihe ist, sieht sie zuerst mich an, dann Sananka. Ihre Wangen verfärben sich ins rötliche. „Ja, stimmt schon.“ Während sie das sagt, blickte sie zu Boden, schielt aber verstohlen zu Sananka hinüber. „Ich hab‘ Alena immer für sehr schön gehalten, mit den roten Haaren und so. Ne richtige Dame halt.“
2. Was schätzt ihr an Alena am meisten?
Wieder ergreift Sananka zuerst das Wort: „Dass sie immer das Richtige machen will. Klar, klappt nicht immer alles so, wie sie es geplant hat, aber sie versucht es und sie geht dabei auch nicht über Leichen.“ Nach einem Moment ergänzt sie: „Sie ist sich ihrer immer sehr sicher.“
Lailah sieht Sananka schräg an und meint, ohne den Blick abzuwenden: „Sie ist immer ehrlich und tut einen nie von oben herab behandeln.“
3. Was fällt euch bei Alena am meisten auf die Nerven?
„Ihr prüfender Blick!“ Sananka lächelt. „Immer, wenn ich was genäht habe, schaut sie es erst mal so kritisch an, als würde es ihr gar nicht gefallen. Manchmal weiß ich auch nicht, ob sie nur aus Höflichkeit nichts sagt.“
„Echt?“
Sananka nickt und zwinkert Lailah kurz zu. „Du weißt doch, sie prüft immer alles zuerst genau, nicht nur bei den Wächtern, wenn es darum geht in das Weltgeschehen einzugreifen.“
„Ja, doch“, gibt Lailah mit einem schiefen Grinsen zu. „Selbst was zu essen tut sie erstmal so anschauen, als würde sie rausfinden wollen, was ganz genau da drin ist. Also, welche Gewürze und so. Das nervt. Aber was Unfreundliches sagt sie wirklich nie.“
4. Was kann Alena besonders gut?
„Die Welt retten?“
„Haha“, kommentiert Lailah trocken. „Ne, das macht sie nicht alleine, oder?“
Sananka schüttelt die blonden Locken. „Nein, aber wenn sie nicht den Überblick behalten würde, wäre die Welt wirklich schon lange untergegangen. Das kann sie verdammt gut! Den Überblick behalten und jedem eine kleine Rolle zuweisen, damit das große Ganze stimmt.“
Zögerlich nickt Lailah, schaut aber nachdenklich zu Boden. “Sie is‘ ne gute Lehrerin und kommt gut mit Kindern zurecht.“
„Also, ich finde, du kommst mit Kindern besser klar. Weniger … berechnend.“
„Echt?“ Lailah hebt den Blick, die Verwunderung auf ihrem Gesicht wandelt sich jedoch gleich in ein ärgerliches Mundverziehen. „Das ist nicht lustig, sie kann’s besser, um Längen!“
„Sei doch nicht gleich eingeschnappt“, murrt Sananka. „Ich finde nun mal, du kannst das besser. Alena ist schließlich nicht perfekt und bei Kindern hilft es nun mal manchmal mehr, wenn man auf sein Gefühl hört, statt auf seine Logik.“
5. Was kann Alena überhaupt nicht?
Skeptisch schaut Sananka mich an. „Ist das die nächste Frage?“ Ich nicke, sie grinst breit. „Oh, da weiß ich einiges! Du auch?“
Als sich die Blicke der beiden treffen, muss auch Lailah grinsen. Gleichzeitig sagen sie: „Kochen!“
„Ich habe noch nie jemanden getroffen, der wirklich alles anbrennen lässt – selbst, wenn es nicht mal gekocht werden muss!“, plappert Sananka drauf los.
Lailah kichert und fügt hinzu: „Aber da gibt’s auch noch andere Sachen, reiten zum Beispiel. Mich wundert’s, dass ihr nicht jedes Mal der Hintern weh tut.“
„Klettern kann sie auch nicht. Oder kämpfen. Mit Magie vielleicht ein bisschen, ja, aber wenn keiner da ist, der mit einer Waffe umgehen kann, ist sie aufgeschmissen.“
Lailah nickt. „Oh ja, sie ist wirklich nich‘ perfekt, auch wenn’s einem manchmal so vorkommen tut!“
6. Welchen Status hat Alena in eurer Gruppe?
„Na, sie sagt, wo es lang geht.“ Sananka blickt fragend zu Lailah. „Oder?“
Diese nickte bestätigend. „Alena hat nen Plan und wir führ’n ihn aus.“
„Sogar Silva hört auf sie“, ergänzt Sananka. „Sie hört sich zwar auch immer Vorschläge an, aber letztlich entscheidet sie.“
7. Ein Wort, dass ihr am meisten mit Alena in Verbindung bringt?
„Gerechtigkeit“, meint Sananka sofort, runzelt dann aber die Stirn und schüttelt den Kopf. „Obwohl, das ist nicht ganz das richtige Wort.“ Eine Pause entsteht. „Wie wäre es mit ‚Wohlwollen‘? Oder ‚Weltgeschehen‘? Nein, ich glaube ‚Gerechtigkeit passt am besten …“
Lailah schüttelt dazu den Kopf, überlegt allerdings länger. „Ärger.“ Die Wortwahl geht mit einem Schulterzucken einher. „Tut mir leid, so gern ich Alena auch haben tu, aber wenn sie sich vornimmt etwas zu ändern, gibt’s immer Ärger. Sie besucht einen auch nie ohne Hintergedanken, immer steht‘s in Verbindung mit was Wichtigem, was dann wieder Ärger bringt.“
Nun grinst Sananka schief, sagt aber nichts mehr dazu.
„Sind wir dann fertig?“, will Lailah wissen.
Ich nicke und beide erheben sich. Sananka seufzt und zieht sich ihre Jacke zurecht. „So was, das waren vielleicht Fragen.“
Lailah grinst. „Ja, hoffentlich konnten wir helfen.“
Sanankas Hände verschwinden in ihren Hosentaschen. „Klar, warum auch nicht?“
Schulterzuckend wendet Lailah sich ab und geht Richtig Tür. Gerade, als Sananka ansetzt, noch etwas zu sagen, dreht sie sich noch einmal um. „Nur damit du’s weißt, Sananka, ich verzeihe dir das nich‘. Auch wenn wir uns noch so gut versteh’n tun, das ändern nichts dran.“
„Dabei war es gerade fast wie früher.“ Sananka lächelt traurig. „Tut mir Leid, Lailah.“
„Mir auch.“ Damit verschwindet Lailah nach draußen.
