Auch, wenn man es als Leser meistens lieber anders hätte: jede Geschichte kommt irgendwann zu einem Ende ? manchmal unerwartet, manchmal von langer Hand absehbar. Aber nicht jedes Ende ist gelungen.
Für mich gibt es drei verschiedene Arten von Enden: Die wirklich gelungenen, die ärgerlichen und die unbefriedigenden. Und dabei geht es nicht nur um Bücher. Schon öfter habe ich gelesen, ein Schriftsteller kann sich an guten Beispielen aus der gesamten Medienwelt orientieren. Manches ist zwar nicht ohne weiteres in das Schreiben umsetzbar, manches aber doch. So zum Beispiel das Ende.
Da ich in der letzten Zeit viel zu viel ferngesehen habe, ziehe ich zumindest ein paar Rückschlüsse daraus und verwende Beispiele aus Film und Fernsehen 😉
Gelungenes Ende
Ein gelungenes Ende ist eines, mit dem ich rundum zufrieden bin. Es muss kein gutes Ende nehmen, es muss einfach nur stimmig sein ? und passend.
Als gelungen gilt für mich zum Beispiel das Ende in dem Musical The Phantom Of The Opera. Es ist nicht zu lang aber wunderbar stimmig und mitreißend. Es passt ist das Gesamtkonzept und ist auf eine gewisse Tragik ausgelegt. Ein Happy End für das Phantom wäre, bei allen Sympathien ihm gegenüber, für mich nicht denkbar. Dennoch lässt es offen, was mit dem Phantom passiert. Es entschwindet einfach und lässt damit Raum für eigene Gedanken und Ideen.
Ein solches Ende liebe ich! Es ist alles gesagt, was gesagt werden muss, aber nicht alles, was gesagt werden könnte.
Ärgerliches Ende
Ein ärgerliches Ende ist es für mich, wenn entweder zu viel gesagt wird oder es in kleinen Details einfach nicht passen will.
Zu viel gesagt wurde zum Beispiel bei der Serie Deep Space 9.
Das Ende ist so gesehen nicht schlecht; der Krieg ist gewonnen, einige der Charaktere verlassen die Raumstation Deep Space Nine und gehen ihrer eigenen Wege, einige haben endlich zusammengefunden und andere trennen sich unerwartet. Viele Entscheidungen fallen, die schon lange ausstanden.
Dennoch gab es etwas, das mir nicht gepasst hat. Zwischen all der Nostalgie, die aufgebaut wird, gibt es noch einen Bösewicht zu erledigen ? und das so kurz und bündig, das ich dachte ?Musste das noch sein??. Einerseits war es wichtig für das, was mit Captain Sisko am Ende geschieht. Andererseits hätten sie diese Situation vielleicht offen lassen sollen. Die letzte Auseinandersetzung mit Dukat hat nicht reingepasst und war dafür, dass er mit Sisko in mehreren Staffeln immer wieder aneinander geraten ist, einfach zu kurz.
Mir hätte es besser gefallen, hätten sie im Raum stehen lassen, was mit Dukat geschieht. Er hätte nicht endgültig besiegt werden müssen und die sogenannten ?Pargeister? ebenfalls nicht. Ein offeneres Ende hätte angedeutet, dass es weiter geht, auch wenn die Serie beendet ist.
Unbefriedigendes Ende
Bei einem unbefriedigenden Ende stimmt nichts. Da kommt plötzlich ein Sinneswandel, der rein gar nicht in das Charakterkonzept passen will aber ein Ende erzwingt. Oder es wird im Plot etwas übergangen, das hätte gelöst oder wenigstens erklärt werden müssen und einen mehr mit einem Cliffhanger zurücklässt, als mit einem Denkanstoß für kreative Freiheit.
Ein solches Ende lässt mich nicht nur ärgerlich zurück, sondern mit dem Gedanken: ?Was soll das denn?!?. Und damit bin ich unzufrieden.
Mein Beispiel ist Fluch der Karibik 3 ? Am Ende der Welt. Dieser Film schließt eine Trilogie ab, aber auf eine Art und Weise, bei der ich mir zunächst genau diese Frage stellte: Was soll das denn? War der erste Teil noch wirklich gut, ließen die anderen beiden zu wünschen übrig, vor allem das Ende.
Bei der einen Frage blieb es aber nicht. Es folgten diverse andere:
Warum hat sich Jack nicht etwas weiter entwickelt und kam nicht aus seinem Egoismus heraus? Das hätte zwar die Freude eines vierten Teiles verhindert, wäre aber stimmiger gewesen.
Wieso musste Will dafür immer viel zu selbstlos sein? An manchen Stellen hätte ihm ein wenig Egoismus ganz gut getan und auch das kann man lernen.
Weshalb lässt es sich Elisabeth gefallen, sich ihren Mann so wegnehmen zu lassen? Die ganze Zeit ist sie eine Frau, wie versucht etwas zu tun und ihren Kopf durchzusetzten und dann das. Einfach so! Nichtmal die Andeutung, dass sie versucht Will von diesem Schiff herunterzuholen!
Dieses Ende ließ mich schlicht mit zu vielen Fragen und zu wenig Charakterentwicklung zurück. Am schwerwiegendsten war allerdings jene: Hätten sich die Drehbuchschreiber dabei nicht wenigstens etwas mehr Mühe geben können? Da entwerfen sie Charaktere, die vielleicht nicht unverwechselbar (von Jack Sparrow natürlich einmal abgesehen), aber auch nicht einfach so austauschbar sind und machen so etwas draus!
Gerade der Gedanke ist unbefriedigend. Und mal ehrlich: Jeder Zuschauer und Leser will doch nicht so zurückgelassen werden, oder? Mein Geschmack traf das jedenfalls nicht.
