My Ravenloft: Alena (5-Minuten-Abstecher)

Dunkelheit. Manchmal glaubte sie, hier würde es niemals hell werden. Nacht ging in Dämmerung über und Dämmerung in Nacht. Doch vielleicht lag es auch daran, dass sie dieses Gemäuer kaum mehr verließ. Sie erinnerte sich noch an die ersten Tage, die ersten Wochen – oder waren es Jahre? Jahrzehnte? Irgendwann hatte Alena aufgehört die Tage zu zählen, die sie hier verbrachte. Am Anfang hatte sie nur einen Weg hinaus gesucht und versucht anderen zu helfen, wie sie es immer getan hatte. Doch jede Hilfe brachte neues Unheil; ein nicht Enden wollender Kreislauf. Alles hing zusammen, all das Unheil, all die Dunkelheit. Es war ein großes Ganzes, das Alena beenden musste. Doch kaum hatte sie ihre ersten Erfolge zu verschreiben, kaum glaubte sie das Rätsel gelöst zu haben, wurde sie selbst in die Schranken gewiesen. Ihre Haut fiel ein, wurde schrumpelig und trocken, ihre Haare gingen in Büscheln aus. Sie steckte im Körper einer Toten, unansehnlich, mit knackenden Knochen und überzogen von knisterndem Pergament. Die Attraktivität, auf die sie immer so viel Wert gelegt hatte war Abscheulichkeit gewichen. Nur ihr Verstand war noch immer hell wach und er sagte ihr, es war der Versuch sie aufzuhalten. In dieser Gestalt anderen zu helfen war fast unmöglich. Hierzulande sprach niemand mit Leichen, man hielt sich von ihnen fern. Noch dazu genügte eine Berührung um jedem Lebewesen die Lebenskraft zu nehmen – und eine Zeit lang ihre alte Schönheit wiederzuerlangen.
Doch was nutzte ihr diese? Sie brauchte einen Ausweg. Es gab einen Ausweg, das wusste sie. Weswegen sollte sie sonst derart verdammt sein, wenn sie nicht auf dem richtigen Weg gewesen war? Sie musste weiter machen. Sie würde weiter machen! Sie würde all diese Dunkelheit beenden …