Welcher Schreiberling kennt sie nicht, die Vorstellung endlich nicht mehr arbeiten gehen zu müssen, dafür aber den lieben langen Tag dem schönsten Hobby schreiben frönen zu können?
Als sehr bodenständiger Mensch habe ich mir nie Illusionen gemacht, ob das für mich einmal im Bereich des möglichen liegen könnte. Dennoch: Der Traum ist natürlich da. Der Traum von Bestsellern, durch die man sich keine Sorgen mehr um das blöde Geld machen muss, von Lesereisen und der wunderbaren Zufriedenheit, die mich dann überfällt, wenn ich schreiben kann. Da sollte man doch meinen, das sei sehr erstrebenswert. Aber ist es das auch für mich?
Die Antwort ist: Nein. Diese Erkenntnis überkommt mich jedes Mal, wenn ich längere Zeit zuhause sein muss. Dieses Mal lässt sich Baby Zeit, ich kann mich nicht mehr gut bewegen und sitze die meiste Zeit herum. Ideale Bedingungen zum Schreiben, sollte man meinen. Und trotzdem, es klappt nicht so, wie ich es möchte. Die Gründe dafür sind denkbar einfach:
1. Wer Familie hat, kennt das erste und das am schwierigsten zu bewältigende Problem: Es gibt so viel zu tun, immer fällt etwas anderes an. Kranke Kinder, Haustiere oder Partner, Einkäufe, Vorbereitungen, eben dies und jenes und alles auf einmal. Da muss das Schreiben nunmal warten. Aufräumen, organisieren, kochen, backen … alles kommt zusammen. Da hilft es auch nicht hochschwanger und unbeweglich zu sein.
Freunde sind in diesem Problem inbegriffen, denn ohne Freunde ist das Leben auch nicht schön.
2. Das zweite Problem ist die ständige Frage: Was hat das Schreiben eigentlich für einen Sinn? Klar, ich schreibe gerne und raffe mich vielleicht wegen des entspannenden Faktors sogar schneller auf, als so manch anderer. Aber dennoch ist es mühsam. Meine Schreibzeit ist morgens, eine halbe Stunde bevor der Rest der Familie aus den Betten geworfen wird; die einzige Zeit des Tages, an der ich wirklich Ruhe habe. Aber auch da muss nur mal eine schlechte Nacht dazwischen kommen, ein krankes Kind – irgendwas! – und schon fällt diese Schreibzeit weg. Denn dann schaffe ich es nicht, mich auch noch früher aus dem Bett zu wälzen.
Vielleicht wäre das ja anders, wenn ich wüsste, dass etwas dabei herausspringt. Es müsste nichteinmal Geld sein, Freude von Lesern wäre schon eine gute Motivation. Aber eines breiten Publikums kann ich mich nicht rühmen und die freudigen Gesichter von Lesern sehe ich ja auch nicht – nichtmal, wenn endlich was von mir in Druck auf Papier veröffentlicht ist.
3. Das träge Herumsitzen bringt mich auch zum nächsten Problem: Mein Gehirn braucht Auslastung! Normalerweise ist das kein Problem, normalerweise arbeite ich jeden Tag und muss dabei nachdenken, mich des öfteren sogar mit dem Handwerk des Schreiben von Artikeln und News auseinandersetzen. Das hilft ungemein, um die grauen Zellen auszulasten und empfänglich für diverse Ideen zu machen, wenn mein Hirn danach anfängt zu pausieren und die Gedanken nur noch fließen.
Vormittags heißt es Aktivität, nachmittags Kreativität – leider fehlt mir diese Phase derzeit auch. Ohne Auslastung wird mein Kopf träge und unkreativ. Da bin ich froh, wenn mein Sohn mich mindestens einmal täglich zum Spielen mit Figuren und Stofftieren auffordert. Da muss ich immerhin etwas kreativ sein.
Würde ich noch länger darüber grübeln, fielen mir sicher noch ein paar Dinge ein, die dem Schreiben entgegentreten. Aber das sind meine Hauptgründe. Sehe ich den Traum vom Berufsautor nun realistisch, sind es genau diese Punkte, die eine Selbstständigkeit meinerseits verhindern würden. Und ohne, dass ich mir selbst über den Weg traue, würde ich den enormen Schritt nicht wagen.
Also fahre ich lieber nach meiner Elternzeit wieder täglich in meine Bibliothek, beschäftige mein Hirn, habe danach Ideen und die Regelmäßigkeit eine halbe Stunde vor allen anderen aufzustehen und zu schreiben 😉 So lange ich halbtags tätig bin, sollte das Konzept schließlich aufgehen.
Nur mit der Schreibmotivation muss ich leider dennoch bis nächstes Frühjahr kämpfen.
