Er erinnerte sich nur noch an eine Explosion aus magischer Energie, gleißend und doch zugleich schwarz, als es die Gestalt Azno Dyes‘ zerriss. Dann schwanden seine Sinne und alles war vorüber. Der Tod war das Einzige, das ihn erwartete und mit dem er jetzt etwas bewirken konnte.
Als Thrax erwachte, wurde er sich seiner Umgebung nur langsam bewusst. Er lag auf Steinen, einer lastete schwer auf seinem Arm, doch er spürte keine Schmerzen. Der Geruch von Asche und Rauch lag in der Luft. Zwei Stimmen drangen zu ihm hindurch; sie gehörten den anderen Erzmagiern, jene, die an seiner Seite gestanden hatten. Sinia und Ethall, sie sprachen erschöpft und aufgeregt gleichermaßen.
„Wir können sie nicht einfach hier liegen lassen.“ Sinias Stimme zitterte, ungewöhnlich für die stemmige Frau.
„Und wie sollen wir sie mitnehmen? Enjo kann kaum laufen und redet nur noch wirr“, gab Ethall zurück. Er versuchte die Ruhe zu bewahren, doch Thrax roch die Angst, die an ihm klebte, als fürchte, er Azno Dyes erscheine gleich erneut aus der Dunkelheit.
„Wir können sie nicht hier lassen!“
„Sie sind tot!“ Ethalls Ruhe war dahin, aber Sinia blieb stur. „Dann bleibe ich hier! Du kannst mit Enjo alleine die Kaiserlichen Truppen herholen, ich jedoch werde nicht mit ansehen, wie die Ratten Thrax und Mirien auffressen! Sie starben dafür, Cyrillia zu retten!“
Ethall sprach leiser auf Sinia ein, doch Thrax hörte nicht mehr zu: Sie hielten ihn für tot. Er hatte selbst nicht geglaubt, das zu überleben. Aufmerksam lauschte er in sich hinein. Nichts. Kein Schmerz, kein Herzschlag; er atmete nicht einmal. Nein, sein Leben hatte Azno Dyes ihm bereits vor Monden genommen und ihn mit dieser Existenz bestraft, nicht tot und nicht lebendig. Thrax hatte angenommen, sie ende mit der Verbannung Azno Dyes. Er hatte sich geirrt.
Die Stimmen waren verstummt, Stille hatte sich ausgebreitet. Thrax öffnete die Augen und fand sich allein unter der großen Kuppel. Dunkelheit umgab ihn, lediglich das Licht der Sterne erleuchtete die weitläufigen Wiesen, die er hinter den Säulen erkannte. Die Geschwister der Nacht hatten ihre Gesichter von dem heutigen Geschehen abgewendet. Die Säulen, die die Kuppel hielten waren brüchig, die Wucht der Verbannung hatte ihnen zugesetzt. Er hörte das knirschen, mit dem sie in jeder Sekunde weiter nachgaben. Mühselig befreite Thrax seinen Arm aus den Trümmern und erhob sich. Er konnte Sinia, Ethall und Enjo in der Ferne sehen. Sie gingen den Lichtern der Truppen entgegen, die außerhalb des Schutzkreises hatten warten müssen. Niemand hatte das Ritual stören dürfen, nichteinmal Wächter oder Heiler. Am Fuße einer gesplitterten Säule fand Thrax Mirien. Ihre Glieder waren verdreht, ihre dunkle Haut mit tiefen Wunden überzogen und ihr hübsches Gesicht nur noch Fleischfetzen. Ihr magischer Schutzwall musste unter der Wucht des letzten Ansturms zerbrochen sein.
Es krachte hinter ihm, Steine brachen zusammen. Die Säulen hielten dem Gewicht der Kuppel nicht mehr lange stand. Langsam verließ auch Thrax den Platz, doch er folgte nicht den anderen. Er wollte niemanden sehen. Die Heiler würden ihn untersuchen und er wollte niemandem erklären müssen, weswegen sein Herz nicht schlug. Sollten sie ihn für tot halten. Er hätte es ohnehin sein sollen.
Inspiration: Within Temptation – Stairway To The Skies
Leider ist das Lied noch zu neu, um ein vernünftiges YouTube-Video ausfindig zu machen. Ihr müsst euch demnach mit dem Text begnügen 😉
Seven seconds to the rise
Can’t believe I’m still alive
And heaven was waiting for me
I thought this would be the end
But I know you’ll understand
All that is keeping me here
I dream of a stairway to the skies
My angel is coming down from heaven to take me
I reach out but then you fade away
Whenever you call for me
Know that I’m only one step behind
My senses tell me I have changed
But one this still remains
I’m torn and the hate’s still aching
I slowly start to realize
We won’t reunite
I still have to march on through
I dream of a stairway to the skies
My angel is coming down from heaven to take me
I reach out but then you fade away
Whenever you call for me
Know that I’m only one step behind
Is it a curse or a virtue?
Have I been blinded by regret?
Perdition awaits
My soul is at stake
Will I find a stairway to the skies in the end?
I dream of a stairway to the skies
My angel is coming down from heaven to take me
I reach out but then you fade away
Whenever you call for me
Know that I’m only one step behind
Know that I’m only one step behind

Ein Kommentar zu „Thrax: Nach dem Ende“