Nachdem ich endlich den letzten Roman von Cornelia Funkle gelesen habe, Recklsess – Steinernes Fleisch, will ich dazu meine Gedanken äußern.
Zu ersteinmal: der Roman war anders … anders als die letzten Romane der Autorin, die ich gelesen habe; die Tintenwelt-Trilogie.
Dennoch war Reckless gut. Es hat so gesehen den gleichen Aufhänger, wie die Tintenwelt: der Vater von Jacob und Will Rechless verschwindet in der Welt hinter dem Spiegel. Jacob folgt ihm und versucht ihn zu finden. Letztlich ist die Suche nach dem Vater jedoch nur ein Nebenschauplatz, denn die Jahre, in denen er wirklich gesucht hat, werden einfach übersprungen. Mit diesem Hintergrund entsteht jedoch die Geschichte, wie Jacob versucht seinen Bruder vor der „steinernen Haut“ zu retten.
Die Welt hinter dem Spiegel ist eine düstere Märchenwelt, in der sich viele Elemente aus diversen bekannten Märchen wiederfinden; von Dornröschens Schloss, über Rapunzels Haar bis hin zu einer goldenen Kugel. Das ganze geht in Richtung Steampunk, denn die reale Welt hat auch in die Märchwelt schon Einzug erhalten. Eisenbahnschienen durchkreuzen die Landschaft und Industrie verdreckt die Luft. Dennoch ist die Welt immer wieder in schönen Worten beschrieben, ganz so, wie ich es mag.
Fasziniert hat mich das Buch vorallem durch seine subtilen Anmerkungen. Jacob ist Linkshänder. Das wurde nie explizit erwähnt, allerdings in der Darstellung des Charakters so deutlich rübergebracht, dass es nicht zu übersehen gewesen war. Diese Methode fehlt mir in meinem Repertoire.
Leider schien mir das Buch paradoxer Weise einerseits zu flach, andererseits sogar zu tief.
Einerseits fand ich zum Beispiel den Anfang misslungen. Er ist einfach zu knapp abgehakt. Will beginnt gleich zu Anfang, sich zu verändern. Doch da man ihn vorher nicht erlebt hat, sind diese Veränderungen nur subjektiv durch Jacobs Reflektionen sichtbar. Dass Jacob seinen Bruder in den letzten Jahren kaum gesehen hatte, macht das ganze nochmal unwirklicher. Eine Charakterentwicklung, ohne das Anfangsstadium zu kennen, finde ich schwer nachzuvollziehen.
Andererseits taucht man dennoch oft in die Abgründe der Darsteller, die sich in deren Gedankengut auftun – dafür fehlt es aber wieder an richtigen Aktionen. Die Gedanken während einer Rangelei zum Beispiel ist klar dargelegt, dafür liegt der Gegner plötzlich am Boden, ohne dass der Vorgang klar nachvollziehbar gewesen wäre.
Mein Fazit: Das Buch ist durchaus gelungen und vorallem unterhaltsam. Es gab keine Stelle, an der ich es als langweilig gefunden hätte. Ein paar mehr Seiten hätte der Geschichte aber durchaus gut getan, denn manchmal fand ich es einfach zu knapp.
Und hier noch die Daten und Bild von Amazon.de:
Autor: Cornelia Funke
Verlag: Dressler (14. September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN: 3791504851
