Durch das zerschundene Dach der Ruine glitzerten die letzten Strahlen der beiden Sonnen und ließen die Umgebung freundlich erscheinen. Grasbüschel sprossen zwischen den Ritzen im Stein und wilder Wein wucherte auf den zerstörten Mauerresten. Einzig störend waren das rhythmische Trommeln, das die Erde erzittern ließ.
Während Vyncent und Ilay die Pilze und das Moos von den Wänden kratzten, wegen denen sie hier waren, wandte sich Liliana einer Senke zu, in deren Mitte ein dunkles Loch klaffte, breit genug, um zwei Menschen zu fassen. Alles, was sie sehen konnte, waren die ersten Meter einer Rutsche, wie man sie in modernen Haushalten nutzte, um den Kohlekeller aufzufüllen. Doch dort unten war keine Kohle, von dort unten drangen die Trommeln herauf.
Liliana hob einen Stein auf und warf ihn die Rutsche hinunter. Es klapperte, dann übertönte der Rhythmus die Geräusche. „Was ist dort unten?“, fragte sie, ohne sich nach ihren beiden Begleitern umzusehen.
Ilay sah kurz auf und murmelte etwas unverständliches, widmete sich dann aber wieder dem Glas und Spatel in seiner Hand.
Vyncent, ebenfalls nicht von der geistreichen Aufgabe erfreut, erhob sich. „Das wissen wir nicht. Dort unten mussten wir noch niemals nachsehen. Wahrscheinlich wimmelt es dort von Monstern, so eine Grube ist immer ein wunderbarer Nährboden.“
Neugierig trat Liliana noch etwas näher und warf Vyncent endlich einen Blick zu. Seine Haltung war angespannt, als ahnte er, was ihr im Sinn lag. Die letzten Wochen waren so langweilig gewesen. Liliana grinste und zwinkerte Vyncent zu. „Sehen wir nach.“ Mit einem Satz sprang sie in die Senke, legte die Arme auf der Rutsche flach an und vernahm nur noch ein erschrockenes „Warte!“
