Schon eine ganze Weile wollte ich mich mal etwas mit den schriftstellerischen Erzählformen beschäftigen und mein zuletzte gelesene Buch gibt einen guten Anlass. Es hatte nämlich eine Erzählform, die ich in der letzten Zeit eher selten gelesen habe.
Aber fangen wir mal mit dem einfach an: einer kleinen Definition 🙂
Wikipedia sagt dazu:
Die Erzählform betrifft die Art des Beteiligungsverhältnisses, in dem der Erzähler zum Erzählten steht – als Beteiligter bzw. Beobachter oder „reiner Erzähler“, Berichterstatter von Taten, Erfahrungen etc. eines Dritten.
Im Prinzip handelt es sich also einfach um die Definition, wer dem Leser die Geschichte erzählt. Dabei gibt es eine Ich-Form und zwei Er-Formen.
Die Ich-Form dürfte wahrscheinlich jeder kennen. Der Ich-Erzähler ist am authentischsten, weil man alles aus der Perspektive des Protagonisten miterlebt und sich am besten damit identifizieren kann.
Nachteil für den Leser ist aber, der Ich-Erzähler sagt nur, was er sagen will und gibt nur seine Sichtweise preis. Man kann den Leser also bewusst auf eine völlig falsche Fährte locken oder in eine bestimmte Richtung beeinflussen.
Zu den Er-Formen gehören der personelle und auktoriale Erzähler.
Der personelle Erzähler ist mein Favorit und der, den der Leser am wenigsten wahr nimmt. Man spricht aus einer bestimmten Perspektive, kann aber nicht nur die Gedanken des Charakters preis geben, sondern auch subtil andere Dinge einfließen lassen. Es sollte keine offenen Kommentare geben, wie man sie bei der zweiten Er-Form einbauen kann.
Der auktoriale Erzähler ist der für mich am … hmm, undurchsichtigsten und ich denke auch der am schwierigsten Umzusetzende. Der auktoriale Erzähler wahrt am meisten Distanz zu den Charakteren und äußert sich in Kommentaren, gibt also selbst eine Meinung zu der Geschichte ab und manipuliert dadurch auch den Leser. Man kann ihn sehr gut zynisch verwenden oder zum Nachdenken anregen.
Und nun der schwierige Teil: Eine Analyseversuch.*
Mein letztes gelesenes Buch war Schatten über Ulldart von Markus Heitz. Am meisten fasziniert hatte mich der Erzählstil. Ich meine, es war eine Mischung aus den beiden Er-Formen.
Einerseits wurden die Perspektiven gewechselt und man hatte meist keinen sonderlich tiefen Einblick in die Charaktere. Andererseits kann ich mich keiner offensichtlichen Distanz des Erzählers zu den Charakteren entsinnen. An vielen Stellen trat allerdings durchaus etwas Zynismus an den Tag (was meine Annahme hoffentlich bestätigt ;)). Der Zynismus lag in den Gedanken der Charaktere oder deren Situationsverständnis, das eindeutig anders war, als man als Leser selbst wahrgenommen hat.
Alles in allem eine sehr angenehme Mischung, wie ich finde 🙂
