Seit meiner letzten Re-Organisation habe ich neben meiner Zeit zum Schreiben auch etwas mehr Zeit zum Lesen herausgeschlagen. Das tue ich im Zug nämlich weitaus lieber, als etwas auf das Papier zu kritzeln.
Und da ich dem gerade ausgelesenen Buch etwas zwiespältig gegenüberstehe, lasse ich mich prompt darüber aus.
Haeven’s Bones von Samantha Handerson ist eines der neuen Bücher zu Ravenloft (das ist ein kleines Faible von mir, über das ich mich auch schon ab und an ausgelassen habe. Es fällt aber wohl kaum unter Allgemeinwissen ;)).
Den Roman habe ich nur angefangen zu lesen, weil ich feststellen musste, dass ich keinen einzigen Sherlock Holmes-Roman besitze und ich stattdessen wenigstens etwas lesen wollte, das in meiner Lieblingszeit, dem 19 Jahrhundert, spielt.
In Heaven’s Bones geht es um den Zigeuner Tibor, der versucht die Nebel (die in Ravenloft quasi einen eigenen, ziemlich düsteren und makaberen Willen haben) nach seinem Sinnen zu nutzen. Zu diesem Zweck manipuliert er Dr. Robarts, einen Arzt aus Cornwall, der nach dem Tod von Frau und Sohn bei der Geburt mit dem Irrsinn zu kämpfen hat. Er soll, besessen davon, dass Frauen Engel seien, deren Flügel fehlen, für ihn eine Armee „kreieren“. Seine Opfer sucht er sich im London des 19 Jahrhunderts. Allerdings bleibt sein tun vor allem zu Anfang nicht ganz unbemerkt. Inspektor Artemis Donovan versucht aufzuklären, was mit zwei Frauen aus der Unterschicht passierte.
Am Ende gibt es, wie gewöhnlich bei Ravenloft-Romanen, wenn überhaupt, nur ein halbes Happy End.
Artemis Donovan verhindert mit etwas Hilfe, dass die „Engel“ ein ganzes Dorf ausrotten, Tibor wird geschlagen und fast alle Involvierten aus England kommen lebend davon und können weiter ihr Leben leben.
Aber Dr. Robarts bleibt in seinem kleinen Reich zwischen den Nebeln, zusammen mit seinen Engeln und tut weiter sein Werk.
Sehr positiv aufgefallen ist mir die Qualität des Buches – zumindest im Plot. Das ganze gestaltet sich weitaus komplexer, als ich es von den alten Ravenloft-Romanen gewohnt bin und das gefällt mir. Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Allen voran Artemis Donovan, bei dem ich unerwartet mein Krimi-Element hatte und bei dem ich unwillkürlich an Frederick Abberline aus From Hell erinnert wurde.
Zudem hat das Buch etwas, das ich selbst anstrebe: es gibt kaum Statisten und alle wichtigen Personen haben im Plot ihre Verknüpfungen zueinander.
Enorm aufgestoßen hat mir hingegen ein verheerender Fehler in den doch zahlreichen anatomischen Beschreibungen:
The tubes were to keep their air passages open, for they still breathed […].
Irre ich mich, oder steckt da der Tubus in der Speiseröhre?
Solche Fehler hängen mir leider sehr nach. Ich musste natürlich sicher gehen, dass ich nicht falsch liege und der Ösophargus im englischen nicht vielleicht alle Röhren im Hals bezeichnet. Aber, nein … ich wurde nur im Bezug auf die Speiseröhre fündig.
Ärgerlich ist: solche Fehler verleiden mir den Lesespaß, weil ich bei jeder anatomischen Beschreibung gleich hin und her überlegen musste, ob das so stimmt und ich dann doch nicht ständig irgendwelche anatomischen Tafeln in Reichweite habe, um das nachzuprüfen.
Das wäre zu vermeiden gewesen, hätten Autorin, Betaleser und Lektoren etwas besser aufgepasst.
Nichtsdestotrotz, mir hat das Buch gefallen 🙂
Hier noch die Angaben von Amazon.de:
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Wizards of the Coast (2. September 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0786951117
ISBN-13: 978-0786951116
