Alle leidenschaftlichen Leseratten dürften es kennen: Das Gefühl unbedingt weiter lesen zu müssen, so viel Anderes auch noch zu erledigen sein mag oder so müde man ist. Aber jedes Buch endet irgendwann. Was, wenn das nächste Buch lange nicht an den Vorgänger heranreicht und die Leselust in einen Lesefrust umschwenkt?
So geht es mir gerade. Nicht in den extremen Höhen und Tiefen, wie gerade beschrieben, aber ich bemerke den Unterschied.
Letzte Woche habe ich Kinder des Nebels von Brandon Sanderson* beendet. Das Buch war gut. Es gab kaum hochgestochenen Textpassagen und keine Literarischen Höhenflüge, doch das Buch hat es verstanden mich mit Charakteren und Story zu faszinieren. Die Befreiung einer ganzen Nation steht im Vordergrund, Mut, Hoffnung, all jene Sachen, die dazu führen, dass eine Umwälzung in einem Land stattfinden kann.
Den Anschluss macht jetzt der dritte Band einer Trilogie, Das Gesetz der Magie – Götter der Finsternis von Holly Lisle. Bei der Auswahl dachte ich noch, ich möchte etwas lesen, von dem ich zumindest sicher sein kann, dass es eine gewisse Faszination hat. Der erste Band hat mir, trotz einiger holperigen Stellen gut gefallen. Es war das erste Buch, in der sich die Mutter eines Dreijährigen als Heldin verdingen muss und ihren Sohn bei leider zu vielen Stellen mitschleppen muss (allein die Vernunft hätte mir an manchen Stellen verboten so etwas mit meinem Sohn zu tun …). Der zweite Band wartete schon mit schriftstellerisch fraglichen Stellen auf. Besonders von zeitlichen Rahmen passte plötzlich vieles nicht zusammen und der Dreijährige war mit einem Mal ein Jahr älter, obgleich gerade mal zwei oder drei Monate vergangen waren. Dennoch hat mir auch der zweite Band gefallen.
Und jetzt? Ich bin im dritten Band noch nicht sehr weit, doch es fehlt etwas. Das Buch erscheint mir sehr … reizlos. Die Passagen mit dem nun wieder dreijährigen Kind, sind schön, einfach wunderbar vorzustellen, besonders, wenn man ein solches Kind zuhause hat. Aber es fehlt die Faszination. An einer Stelle in der ein Anführer nun plötzlich begann davon zu sprechen, dass sie den Kampf aufnehmen müssten, wie ihr Vorväter damals im Unabhängigkeitskrieg oder Bürgerkrieg, dachte ich nur: Was soll das denn jetzt? Klar, es geht darum, die Welt zu retten – wie in erstaunlich vielen Büchern – aber solche Worte plötzlich aus dem Mund jemandes zu hören (lesen?), der zwar in den vorherigen Büchern bereits eine Rolle spielt, aber in dem dritten Band bisher nur ein einziges mal auftaucht war und dabei meiner Meinung nach tödlich verletzt wurde, finde ich doch sehr unpassend.
Solche Worte gab es auch in Kinder des Nebels. Dort jedoch haben sie gepasst und kamen aus dem richtigen Mund; einem glaubhaften Mund.
Mein bisheriger Eindruck des letzten Bandes ist demnach enttäuschend. Versteht mich nicht falsch: Das Buch ist nicht langweilig, aber ich lese es, weil ich es halt lese … weil ich wissen möchte, ob vielleicht doch noch einmal erwähnt wird, ob besagter Anführer nun eigentlich Probleme mit einer vermeidlich schweren Verletzung hat, die nebenbei erwähnt wurde und bisweilen völlig unangesprochen bleibt, ob ich das einfach falsch aufgefasst habe, ob sich jemand eingeschlichen hat und seinen Platz eingenommen, oder ob die Autorin das einfach verpatz hat.
Und wenn es nur das ist, weswegen ich nun weiter lese. An der Sprache kann ich mich immerhin nicht stören. Mein kleines Sprach-Korrekturenbuch bleibt demnach unangetastet …
Vielleicht wird es doch noch besser. Die Hoffnung bleibt.

Ein Kommentar zu „Lesefrust“